PyCon-DE 2011
Die erste PyCon-DE überhaupt ist zu Ende gegangen. Sie war ein Riesenerfolg, sowohl für mich selbst als auch nach allem, was ich so von den anderen Teilnehmern gehört habe. Etliche interessante Vorträge aus unterschiedlichsten Bereichen, eine Menge Leute die ich entweder gerne wieder getroffen habe, immer schon mal treffen wollte, oder mit denen ich noch nie etwas zu tun aber nun einige interessante Diskussionen hatte. Die ganze Organisation lief wie am Schnürchen und sogar das Essen war ebenso gut wie abwechslungsreich.
Eines der wichtigsten Ergebnisse der Konferenz war die Gründung des Python Software Verband e.V. als Nachfolger der ehemals Zope-spezifischen DZUG. Die Neuausrichtung wird es wesentlich erleichtern, die deutschsprachige Python-Gemeinde unter ein gemeinsames Dach zu bringen, und die Python-Lobby in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu verbessern.
Ich selbst habe zwei Vorträge über Cython und lxml gehalten, sowie ein Tutorial zu Cython. Alle wurden mit großem Interesse aufgenommen (wobei ich noch auf die konkreten Rückmeldungen zum Tutorial warte) und gaben Anlass zu einigen interessanten Diskussionen. Cython und lxml sind weiterhin zwei Best-of-Breed Tools, und große Themen in der Python-Gemeinde. Besonders lxml hat mir einiges an Schulterklopfen dafür eingebracht, dass ich es in den letzten Jahren zu dem einen großen XML-Tool für Python gemacht habe. Paul Everitt, der eine Keynote hielt und den ich eigentlich immer schon mal treffen wollte (hiermit passiert), hat sogar mitten in seinem Vortrag eine Riesenfolie aufgelegt, auf der nur zwei Namen standen - Martijn Faassen (der mit lxml angefangen hat) und ich. Werde ich also doch noch berühmt auf meine alten Tage ...
Einige Zeit habe ich mit Kay Hayen diskutiert, der an einem statischen Python-Compiler namens Nuitka schreibt. Wenig überraschend stand er dabei vor etlichen der Probleme, in die wir auch mit Cython gelaufen sind. Er hat Recht damit, dass ich nicht gänzlich froh darüber bin, dass er ein separates Projekt begonnen hat anstatt uns mit Cython zu helfen, aber so ist OpenSource nun einmal. Jede/r hat das Recht, so viele Räder zu erfinden wie es Spaß macht. Soweit ich es verstehe, strebt Kay mit Nuitka eine Untermenge von dem an was wir aus Cython machen, aber kommt dabei von der anderen Seite. Cython war früher nur eine Erweiterungssprache und entwickelt sich nun zusätzlich zu einem vollwertigen Python-Compiler, wohingegen Nuitka einzig und allein die Nische des Python-Compilers füllen soll. Aber bisher hat Kay schon dabei einiges an Chuzpe und Durchhaltevermögen bewiesen, da warten vielleicht noch ein paar Überraschungen...
Es war interessant, einige Vorträge zu Themen zu sehen, mit denen sich auch mein Arbeitgeber herumschlägt - nur eben mit Python statt mit Java. So arbeitet beispielsweise eine interne Abteilung bei SAP an einer Web-basierten Client-Infrastruktur für SAP-Systeme in Python, inklusive Objekt-nach-SAP Mapper (ähnlich einem ORM), Offline-Caching-Mechanismen und so weiter. Im Vortrag sah es ganz so aus als könnte sich das allgemein als interessant für SAP-Clients erweisen, auch ganz unabhängig von Web-Anwendungen. Und es könnte bald schon OpenSource sein...
Ein weiterer Vortrag, bei dem ich mich gleich heimisch gefühlt habe, handelte von PyTAF, einem grafischen Framework zur Anwendungsintegration. Es wird intern bei der LBBW in Stuttgart entwickelt und erreicht mehr oder weniger das, was wir in Java machen. Darüber hinaus hat es ein GUI mit dem Datenintegrationsprozesse grafisch zusammengesetzt werden können, und es ist in Python geschrieben, was bei dieser Art von Software ein ernst zu nehmender Vorteil ist. Übrigens verwendet es intern lxml.objectify zur Datenverarbeitung - eine sehr gute Wahl :)
Die PyCon-DE im nächsten Jahr könnte ruhig wieder am selben Ort stattfinden. So gut, wie die diesjährige funktioniert hat, gibt es eigentlich keinen Grund zu wechseln. Obwohl sowas wie Berlin natürlich auch immer eine Reise wert ist ...